Finanzielle Freiheit: Strategien für einen nachhaltigen Vermögensaufbau

Erschienen im Standard, im März 2025

Wie gezielte Finanzplanung, kluge Investitionen und langfristige Strategien den Weg zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit ermöglichen können

Die Kapitalmärkte haben in den vergangenen Jahren vielfältige Chancen geboten. Neben Aktien entwickeln sich auch Anleihen wieder zu einer attraktiven Anlageoption. Doch nachhaltiger finanzieller Erfolg basiert nicht allein auf kurzfristigen Marktentwicklungen, sondern auf einer langfristigen, durchdachten Strategie.

Zusätzliche Altersvorsorge

Investieren bedeutet, heutige Konsummöglichkeiten zugunsten zukünftiger finanzieller Stabilität zu priorisieren. Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft und unsicherer staatlicher Rentensysteme gewinnt eigenverantwortliche Altersvorsorge zunehmend an Bedeutung. Studien zeigen, dass traditionelle Vorsorgemodelle wie die staatliche Pension oder betriebliche Zusatzversicherungen oft nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard im Ruhestand zu erhalten.

Investitionen können zudem Freiheit durch finanzielle Unabhängigkeit von staatlichen oder betrieblichen Systemen schaffen, Sicherheit durch ein Polster für unvorhergesehene Ereignisse bieten und den Gestaltungsspielraum erweitern, etwa durch Engagement in nachhaltige Projekte oder gemeinnützige Organisationen.

Zielgerichtete Finanzplanung

Eine solide Finanzplanung beginnt mit der Festlegung eines klaren Vermögensziels (zum Beispiel Altersvorsorge, Immobilienkauf oder passives Einkommen). Ist das Ziel ein passives Einkommen, sollte eine konkrete Zielgröße definiert werden. Dazu gehört die Festlegung des benötigten monatlichen passiven Einkommens (zum Beispiel 2000 Euro) sowie die Berechnung des erforderlichen Kapitalstocks bei einer konservativen Entnahmerate von vier Prozent (hier: 600.000 Euro).

Diese konkrete Zielgröße ermöglicht präzisere Berechnungen: Bei einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von acht Prozent und einer monatlichen Sparrate von 500 Euro wäre dieses Ziel in etwa 30 Jahren erreichbar. Höhere Sparraten können diesen Zeitraum entsprechend verkürzen.

Kosten als Renditekiller

Eine Analyse von Investmentfonds zeigt, dass hohe Verwaltungsgebühren langfristig die Rendite erheblich reduzieren können. Vergleiche zeigen, dass aktiv gemanagte Fonds oft hohe Kosten verursachen können, während passive Indexfonds (ETFs) oft unter 0,3 Prozent bleiben.

In einem Zeitraum von fünf Jahren können sich daraus erhebliche Unterschiede in der Kapitalentwicklung ergeben: Bei aktiven Fonds mit durchschnittlich 3,3 Prozent jährlichen Kosten fallen bei einem Startkapital von 10.000 Euro innerhalb von fünf Jahren Gebühren in Höhe von etwa 2388 Euro an. Während passive Fonds mit Kosten von 0,3 Prozent jährlich oder weniger lediglich etwa 162 Euro Gebühren im gleichen Zeitraum verursachen. Niedrigere Kosten führen in vielen Fällen zu besseren Anlageergebnissen.

Niedrigere Gebühren können somit langfristig zu höheren Erträgen führen, werden Konsumenten und Anlegern jedoch aufgrund mangelnder Unabhängigkeitserfordernisse und hauseigener Produkte häufig vorenthalten.

Anlageklassen im Vergleich

Immobilien gelten traditionell als beliebte Investmentform, doch Vergleiche mit Aktieninvestitionen zeigen, dass letztere langfristig oft höhere Renditen erzielen. Historische Beispiele, wie die Wertentwicklung von Aktienportfolios im Vergleich zu Immobilieninvestitionen, verdeutlichen diese Unterschiede.

Die Vermögensallokation spielt dabei eine entscheidende Rolle bei der langfristigen Rendite. Eine einseitige Konzentration auf einzelne Anlageklassen kann Risiken bergen. Ein häufig zitiertes Beispiel dafür ist die Anlagestrategie von Warren Buffett: Er erwarb 1958 ein Haus für 31.500 Dollar, das heute etwa 700.000 Dollar wert ist. Eine äquivalente Investition in den Aktienmarkt hätte hingegen einen Wert von über 23 Millionen Dollar erreicht.

Neben Aktien und Immobilien sind auch Anleihen und Rohstoffe wichtige Bestandteile einer diversifizierten Anlagestrategie. Anleihen bieten im Vergleich zu Aktien eine stabilere Ertragsquelle und geringere Schwankungen, weshalb sie oft als sicherer Hafen in Krisenzeiten gelten. Rohstoffe wie Gold, Silber oder Öl dienen häufig als Inflationsschutz und können das Portfolio in wirtschaftlich unsicheren Zeiten stabilisieren.

Eine Anlagestrategie, die verschiedene Assetklassen umfasst, sollte individuell an die persönliche Risikoneigung, Umstände und Anlageziele angepasst werden.

Antizyklisches Investieren

Die Finanzmarktforschung zeigt, dass viele Anleger prozyklisch handeln, also in Hochphasen teuer kaufen und in Krisenzeiten verkaufen. Ein antizyklischer Ansatz hingegen, bei dem Kapital gezielt in Marktschwächen investiert wird, kann langfristig bessere Ergebnisse erzielen. Beispielsweise konnte eine Strategie, die während der Finanzkrise 2008/2009 verstärkt Investitionen tätigte, zu einer wesentlich höheren Vermögensentwicklung führen als passives Abwarten. Anleger, die während der Krise bei einem Markteinbruch von 40 Prozent ihre Sparrate verdoppelten, konnten so ihr Vermögen bis 2023 vervierfachen.

Ein guter Plan gegen Marktzyklen bedeutet: gleichmäßig weiter sparen, wenn die Märkte Höchststände erreichen, einen Teil der Barreserven investieren, wenn die Märkte um 20 Prozent fallen, und gezielt umschichten für mehr Investments bei Rückgängen von 30 Prozent oder mehr.

Steuerliche und psychologische Aspekte

Ein weiterer Einflussfaktor auf den langfristigen Anlageerfolg ist die Berücksichtigung steuerlicher Aspekte. Steuerbegünstigte Produkte können Vorteile bieten, jedoch sollten diese nicht isoliert betrachtet werden. Typischerweise weisen steuerbegünstigte Anlageprodukte wie bestimmte Lebensversicherungen oder Immobilienfonds höhere Gebührenstrukturen auf, die potenzielle Steuervorteile kompensieren können. Entscheidend ist daher die Nettorendite nach Abzug aller Kosten und Steuern.

Zudem zeigt die Verhaltensökonomie, dass emotionale Faktoren Anlageentscheidungen stark beeinflussen können. Studien belegen, dass Privatanleger häufig schlechter abschneiden als der Gesamtmarkt – nicht primär aufgrund schlechter Investmentauswahl, sondern wegen emotionsgetriebener Entscheidungen. Rationale Investmententscheidungen, die auf langfristigen Strategien basieren und kurzfristige Marktbewegungen ignorieren, führen statistisch zu besseren Ergebnissen. Eine disziplinierte, langfristige Strategie wird daher als entscheidend für nachhaltigen Erfolg angesehen.

Fazit

Der Weg zur finanziellen Freiheit erfordert eine strategische Herangehensweise, die auf fundierten Analysen, diszipliniertem Investieren und einer langfristigen Perspektive basiert. Faktoren wie die richtige Asset-Allokation, Kosten, ein bewusster Umgang mit Steuern und eine rationale Entscheidungsfindung spielen dabei eine zentrale Rolle. Wer diese Prinzipien berücksichtigt, schafft Voraussetzungen dafür, seine finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen. (Bernhard Führer, 17.3.2025)

Bernhard Führer ist Gründer und Leiter der unabhängigen Vermögensplanungsgesellschaft Strategy & Plan sowie der Vermögensverwaltung TKA Funds, Autor, Dozent und Betriebswirt. Der Artikel erscheint ebenfalls auf seinem Corporate-Blog “Daily Economist”.

Quellen

Business Insider: Profi-Investor Warren Buffett wohnt seit 70 Jahren in demselben Haus: Das sind seine besten Zitate zum Thema Hauskauf.

Österreichische Sozialversichung: Säulenübergreifende Vorsorgeinformationen.

FMA Fokus Fondsgebühren.

FAZ: Viele Anleger laufen dem Markt hinterher.

Inpactmedia: Was machen Privatanleger falsch.

Working Paper: The rate of return on everything.