Investieren in Edelmetalle: Silber im Fokus

Erschienen im Standard, im Jänner 2025

Das Jahr 2024 war für Edelmetalle ein Erfolg. Sowohl Gold als auch Silber erzielten beeindruckende Renditen. Silber konnte das Jahr mit einem Plus von rund 21 Prozent abschließen. Im Oktober erreichte der Silberpreis mit 35 US-Dollar pro Unze den höchsten Stand seit zwölf Jahren.

Trotz dieser starken Performance blieb Silber im Schatten von Gold, das 2024 insgesamt 38 Rekordhochs und einen Anstieg von 27 Prozent verzeichnete. Allerdings gerieten beide Edelmetalle gegen Jahresende unter Druck, da der erstarkte US-Dollar – die Handelswährung für Edelmetalle – die Nachfrage aus Ländern mit schwächeren Währungen bremste. Zudem belasteten Konjunktursorgen den Silberpreis. Im Gegensatz zu Gold hat Silber auch als Industriemetall eine große Bedeutung: Mehr als 50 Prozent der Nachfrage entfallen auf industrielle Anwendungen, wie das Silver Institute berichtet.

Photovoltaik als Wachstumstreiber

Ein erheblicher Teil der industriellen Nachfrage – etwa ein Drittel – stammt aus der Photovoltaik. Im Jahr 2024 war die Solarenergie der wichtigste Wachstumsmotor für Silber, wobei die Nachfrage in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zulegte, so das Silver Institute. Die restlichen zwei Drittel der industriellen Silbernachfrage verteilen sich auf verschiedene Sektoren, wie Elektronik und Elektrotechnik, Schmuckindustrie und Münzprägung.

Der prognostizierte Trend für 2025, dass Silber möglicherweise besser abschneiden könnte als Gold, wird von einigen Analysten unterstützt. Nicky Shiels von der MKS Pamp Group prognostiziert für Silber einen Durchschnittspreis von 36,50 US-Dollar pro Unze mit einem möglichen Hoch von 42 US-Dollar pro Unze für 2025. Andere Prognosen, wie die von Gov Capital, sind optimistischer und sehen den Silberpreis sogar bei durchschnittlich 57,534 US-Dollar bis Ende Dezember 2025.

Nachfrage übersteigt Angebot

Zusätzliche Impulse für die Silbernachfrage kommen aus zukunftsorientierten Industrien wie der Elektromobilität, Batterietechnologie und der schnellen Verbreitung von KI-Anwendungen. Analysen und Berichte zeigen, dass der Silbermarkt bereits das vierte Jahr in Folge ein Angebotsdefizit aufweist. Die Förderung kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten, und auch für 2025 wird ein unterversorgter Markt erwartet.

Trotz des Defizits sehen die Experten keine akute Knappheit. Grund dafür sind die hohen oberirdischen Silberbestände, die Ende Oktober in den Handelsdepots Londons und den Lagerhäusern der Rohstoffbörsen etwa 1260 Millionen Unzen betrugen – genug, um die globale Nachfrage für rund ein Jahr zu decken. Mittelfristig könnte der Abbau dieser Bestände jedoch die Preise weiter steigen lassen.

Aufwärtspotenzial bei Gold-Silber-Ratio

Obwohl der Silbermarkt durch vorhandene Bestände derzeit gut versorgt ist, bleibt die Entwicklung des Silberpreises eng mit der von Gold verknüpft. Dennoch deutet das Gold-Silber-Verhältnis auf ein Aufholpotenzial für Silber hin. Aktuell liegt die Ratio bei etwa 88, während der 27-Jahres-Durchschnitt bei 67 liegt. Das bedeutet, dass Gold im Vergleich zu Silber relativ teuer ist.

Die weitere Entwicklung beider Edelmetalle hängt stark von den makroökonomischen Rahmenbedingungen ab. Ende 2024 drückten beispielsweise reduzierte Zinssenkungserwartungen der US-Notenbank die Preise. Da Edelmetalle keine laufenden Erträge liefern, leiden sie in einem Umfeld hoher Zinsen, das Anleger eher in alternative Anlagen wie US-Staatsanleihen lockt.

Mit Blick auf 2025 bleibt Silber aufgrund seiner industriellen Bedeutung und seines Aufholpotenzials ein spannender Kandidat für Anleger, auch wenn gestiegene Edelmetallpreise und Ausreißer wie Gold die zukünftigen Renditen belasten könnten. (Bernhard Führer, 30.1.2025)