data-start=”268″ data-end=”298″>Marktbeben im Morgengrauen
Ein freies Wochenende – das haben wir uns alle verdient. Wer in irgendeiner Form am Marktgeschehen beteiligt ist, weiß: Die letzten Tage waren intensiv. Für mich bedeutet Wochenende nicht nur Ruhe, sondern auch Reflexion. Früh am Samstagmorgen, während die Welt langsam erwacht, beginne ich zu schreiben. Vielleicht ist es nur ein Akt der Selbstreinigung – oder doch mehr. Das wird sich zeigen.
Ich bemühe mich, sachlich zu bleiben. Doch ganz ohne persönliche Färbung wird es wohl nicht gehen – dafür sind die Zeiten zu aufgeladen. Wenn Sie eine Schieflage in meiner Perspektive entdecken, sagen Sie es mir ruhig. Mein Ziel ist nicht zu provozieren, sondern zu unterstützen – unsere Anleger, meine Kollegen, mich selbst.
Blick auf das große Ganze
Ich bin kein ausgebildeter Makroökonom – aber ein praktizierender Investor. Wir legen den Fokus auf Einzelfälle, auf Unternehmen, deren Schicksal nicht durch globale Konjunkturzyklen, sondern durch Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Managementqualität bestimmt wird.
Doch zuletzt gab es kaum Unterschiede. Die Märkte bewegten sich fast synchron – und zwar bergab. Über alle Anlageklassen hinweg schien es nur noch eine Richtung zu geben. Und das beunruhigt viele – Menschen wie Maschinen. Plötzlich ist das Große wichtiger als das Einzelne. Systemrisiken verdrängen das unternehmensspezifische Denken.
Zwischen Theorie und Realität
Trotz meiner Zurückhaltung gegenüber makroökonomischen Vorhersagen habe ich mein Handwerkszeug bei einigen der renommiertesten Ökonomen der Welt gelernt. So unterschiedlich ihre Ansichten auch waren, in zwei Punkten herrschte Einigkeit: Ihre Leidenschaft für Sport – und ihre Ablehnung von Schutzzöllen. Auch ich teile diese Skepsis. Mögen andere darüber philosophieren, ob Handelsbarrieren uns retten oder ruinieren – ich hoffe nur, dass wir eine entsprechende Lösung finden.
Der Kontext zählt
Seit dem Hoch Mitte Februar hat der Markt ordentlich “Federn” lassen. Der S&P 500 ist seit Jahresbeginn um mehr als 10 % gefallen, der Nasdaq sogar um noch mehr. Die sogenannten „Magnificent Seven“ liegen über 20 % im Minus. Klingt dramatisch – ist es auch. Aber vielleicht ist genau das die Übertreibung, die langfristige Chancen eröffnet.
Wir behaupten nicht, dass die Erholung unmittelbar bevorsteht. Aber es gibt Unternehmen, die deutlich attraktiver bewertet sind – solide, wachstumsstark und kaum beachtet. Googles KGV unter 14 bei 80 Milliarden Dollar Nettobarvermögen ist sicher bemerkenswert. Dennoch erscheinen viele kleinere Unternehmen derzeit noch günstiger.
Der globale Blick
Seit 2009 hat der US-Markt die Welt dominiert. Der S&P 500 stieg um über 500 %, während Europas MSCI-Index nicht einmal ein Drittel davon erreichte. Und doch: Die fundamentalen Unterschiede zwischen Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks sind oft marginal. Nike und Adidas, Boeing und Airbus, GM und VW, ExxonMobil und BP – diese Paare stehen sich in vielem kaum nach.
Und siehe da: Während die US-Märkte einbrechen, bleiben Europas Börsen relativ stabil. Der französische CAC 40 gab kaum nach, der DAX legte sogar zu. Vielleicht beginnt hier eine langsame, aber tiefgreifende Marktrotation.
Keine Panik – kein Orakel nötig
Ob es tatsächlich zu einer systemischen Verschiebung kommt, bleibt abzuwarten. Vielleicht ist es auch nur ein temporärer Ausschlag. Doch eines bleibt konstant: Der beste Rat für Anleger in Zeiten wie diesen ist, Ruhe zu bewahren. Keine voreiligen Verkäufe. Keine hektischen Käufe. Niemand weiß, was am Montag passieren wird – und das ist auch nicht notwendig.
Denn was zählt, ist die Perspektive. Der langfristige Blick. Der Lerneffekt. Die Fähigkeit, historische Parallelen zu erkennen, ohne sich von ihnen lähmen zu lassen.
Am Ende zählt die Erfahrung
Ob der Markt nun steigt oder fällt, ob sich Europa erholt oder die USA wieder dominieren – wir befinden uns in spannenden Zeiten. Und das ist es, was das Investieren so faszinierend macht. Es ist nicht nur eine finanzielle Reise, sondern auch eine intellektuelle.