Sparzinsen im Sinkflug: Warum Sparer jetzt wieder verlieren
Die Zinswende ist da – aber sie wirkt sich nicht für alle gleich aus. Während Kredite teuer bleiben, geht es mit den Sparzinsen erneut bergab.
Vor einem Jahr schien es noch, als könnten Sparer auf bessere Zeiten hoffen. Zwar stiegen die Kreditzinsen zügig, doch bei Sparprodukten tat sich kaum etwas. Jetzt zeigt sich: Die Wende bei den Leitzinsen ist eingetreten – aber diesmal trifft es die Sparer schneller und härter.
EZB-Senkung: Was bedeutet sie für Sparer?
Im Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit zwei Jahren den Leitzins gesenkt – um 0,25 Prozentpunkte. Grund dafür war die gesunkene Inflation im Euroraum. Trotzdem blieb die EZB im Juli vorsichtig und ließ den Zinssatz unverändert. Von dauerhaft niedrigen Zinsen kann also keine Rede sein. Und doch zeigen sich die Auswirkungen bereits auf den Sparkonten.
Laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) fiel der durchschnittliche Zinssatz für täglich verfügbare Online-Sparprodukte von 1,376 Prozent Ende Mai auf 1,301 Prozent Ende Juli. Die Spitzenzinsen rutschten sogar von drei auf 2,75 Prozent. Keine riesigen Sprünge – aber der Trend ist eindeutig. Banken geben Zinssenkungen bei Sparprodukten offenbar schneller weiter als frühere Erhöhungen. Das ist kein rein österreichisches Phänomen: In Deutschland haben laut Verivox bereits acht Prozent der Banken ihre Tagesgeldzinsen gesenkt. Bei Baufinanzierungen blieb das Niveau dagegen stabil.
Kredite: Kaum Entspannung in Sicht
Während Sparer verlieren, gibt es für Kreditnehmer nur zaghafte Hoffnung. Laut OeNB beginnt sich der Markt für Wohnbaukredite langsam zu erholen. Nach einem Tiefstand gegen Ende 2024 zeigte sich im ersten Quartal 2025 ein leichter Anstieg der Nachfrage, im zweiten Quartal stagnierte sie. Für das dritte Quartal rechnen Banken mit mehr Dynamik – getragen von steigenden Realeinkommen und leicht sinkenden Finanzierungskosten. Doch eine Rückkehr zur Kreditflut der Niedrigzinsjahre vor 2022 sieht die OeNB nicht.
Regulierung bleibt ein Hemmschuh
Ein zusätzlicher Bremsfaktor: die umstrittene KIM-Verordnung, die seit zwei Jahren strengere Vorgaben bei der Wohnfinanzierung macht. Eigenmittelquote und Rückzahlungsrate sind klar geregelt, was den Zugang zu Krediten erschwert. Die Banken fordern Lockerungen, die Finanzmarktaufsicht bleibt hart. Erst mit einem möglichen Führungswechsel bei der FMA könnte sich hier etwas bewegen.
Klassisches Sparen lohnt sich kaum noch
Für viele bleibt der Traum vom Eigenheim damit weiterhin schwer erreichbar. Und wer dafür Geld zurücklegen möchte, sollte sich überlegen, ob das Sparbuch noch die richtige Wahl ist. Die sinkenden Zinsen machen alternative Anlageformen wieder interessanter – trotz des höheren Risikos.