Trumps Zölle und die Folgen für Österreich

Erschienen in der Presse, im März 2025

Die globalen Handelskonflikte verschärfen sich unter US-Präsident Donald Trump. Reziproke Zölle, die er kürzlich ankündigte, zielen auf Länder ab, die höhere Importzölle als die USA erheben. Diese Maßnahme, die fast alle Handelspartner betrifft, birgt die Gefahr neuer Konflikte und Vergeltungsmaßnahmen. Kritiker sehen darin einen Bruch mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO), eines Eckpfeilers der internationalen Institutionen, die die USA nach dem Zweiten Weltkrieg mitgestaltet haben.

Trump argumentiert, dass diese Gegenzölle fair seien und sich die Handelspartner der USA auf Kosten seines Landes bereichern würden. Ziel sei es, das Handelsbilanzdefizit zu verringern und die heimische Industrie zu stärken. Unternehmen, die in den USA produzieren, sollen von den Zöllen ausgenommen werden. Die konkrete Umsetzung und der Zeitpunkt der Einführung sind noch offen. Trumps Berater sollen nicht nur Zölle, sondern auch Subventionen, Wechselkurse und Steuervorteile der Handelspartner berücksichtigen. Besonders die europäische Mehrwertsteuer steht in der Kritik, da sie Exporte bevorzuge und Importe belaste.

Österreich ist stark vom Export abhängig, wobei die USA ein wichtiger Handelspartner sind. 2023 exportierten österreichische Unternehmen Waren und Dienstleistungen im Wert von fast 15 Mrd. Euro in die USA, während die Importe bei rund acht Mrd. lagen. Ein Exportüberschuss, der Trump missfällt. Besonders Maschinenbauer wie der Andritz-Konzern sind in den USA erfolgreich. US-Zölle auf Importe aus der EU könnten Österreich daher besonders hart treffen, insbesondere in den Industriezweigen, die im Vergleich zu anderen Sektoren noch gut dastehen. Für die stark exportabhängige Wirtschaft, die etwa 1,2 Millionen Arbeitsplätze im Außenhandel unterhält, wären US-Zölle auf EU-Importe besonders schmerzhaft. Sie würden genau jene Industriesektoren treffen, die – im Gegensatz zu den bereits angeschlagenen Kfz-Zulieferern – noch relativ stabil sind.

Dennoch müssen auch Chancen aufgezeigt werden, da Trumps Politik zu unerwarteten globalen Neuorientierungen führt. Besonders bemerkenswert ist Kanadas jüngste Initiative, die Handelsbeziehungen mit Europa zu intensivieren – eine direkte Reaktion auf die zunehmend protektionistische Haltung Washingtons. Dieser Wandel illustriert einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel in der internationalen Gemeinschaft. Wenn sich die weltgrößte Volkswirtschaft und dominierende Militärmacht von ihrer traditionellen Rolle als Stütze multilateraler Zusammenarbeit distanziert, müssen andere Akteure zwangsläufig ihre strategischen Positionen überdenken. Diese Neuausrichtung erstreckt sich weit über Handelsfragen hinaus und umfasst ebenso die Bereiche Klimapolitik und internationale Diplomatie.

Historische Gelegenheit

Das entstehende Vakuum bietet der EU eine historische Gelegenheit, ihr globales Profil zu schärfen – obgleich eine konstruktivere Haltung der Vereinigten Staaten zweifelsohne vorzuziehen wäre. Besonders für kleinere Nationen, die auch China als problematischen Handelspartner wahrnehmen, wird die EU zunehmend attraktiv. Als Verbund mittelgroßer Staaten könnte Europa nun eine gewichtigere internationale Rolle übernehmen, wenngleich diese das Gewicht der USA in der Weltpolitik nicht vollständig kompensieren kann.

Bernhard Führer ist Gründer und Leiter von Strategy & Plan, einer Vermögensplanungsgesellschaft, sowie der Vermögensverwaltung TKA Funds. Er ist Autor, Dozent und Betriebswirt.