Warum viele Frauen nicht investieren – und was sich ändern muss

Obwohl viele Frauen Interesse an finanzieller Unabhängigkeit haben, schrecken sie vor Investitionen zurück. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 79 Prozent Angst haben, finanzielle Fehler zu machen – und damit wertvolle Chancen ungenutzt lassen.

Finanzielle Ungleichheit beginnt im Berufsleben

In Österreich verdienen Frauen durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Teilzeitarbeit und schlechtere Bezahlung tragen zu dieser Lücke bei, die sich im Laufe der Jahre weiter verstärkt. Im gesamten Berufsleben ergibt sich daraus ein Viertel weniger Einkommen, was geringere Spar- und Investitionsmöglichkeiten bedeutet. Das hat auch gravierende Folgen für die Pension: Frauen erhalten durchschnittlich 42 Prozent weniger Rente als Männer.

Dennoch handeln nur wenige: Rund 2/3 Drittel der Frauen erkennen das Problem, aber nur 14 Prozent passen ihre Finanzstrategie an. Besonders junge Frauen sind zurückhaltend – lediglich acht Prozent haben konkrete Vorsorgemaßnahmen getroffen.

Wissen allein reicht nicht – es braucht Selbstvertrauen

Viele Frauen interessieren sich für alternative Anlagestrategien – 72 Prozent möchten sich darüber informieren. Doch nur 18 Prozent setzen dieses Wissen in die Praxis um. Laut Holzinger-Burgstaller liegt das nicht nur an fehlender Finanzbildung, sondern auch an mangelndem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Hier sieht sie Banken in der Pflicht, Finanzwissen einfacher und praxisnah zu vermitteln.

Das sogenannte Aktienbarometer – eine Umfrage der Industriellenvereinigung, des Aktienforums und der Wiener Börse – bestätigt dieses Defizit: Mehr als drei Viertel der befragten Frauen fühlen sich nicht ausreichend informiert, um in Wertpapiere zu investieren. Auch Männer haben Wissenslücken, doch bei ihnen liegt der Anteil mit 61 Prozent niedriger. Die Konsequenz ist ein deutlicher Unterschied im Investmentverhalten: Während 36 Prozent der Männer langfristig in Wertpapiere investieren, sind es bei den Frauen nur 19 Prozent.

Frauen sind oft erfolgreichere Anlegerinnen

Interessanterweise erzielen Frauen, die sich für Investitionen entscheiden, oft bessere Ergebnisse als Männer. Sie handeln weniger kurzfristig, bewerten Risiken bewusster und richten ihre Anlagestrategie stärker an langfristigen Zielen aus.

Wicht wäre zu beachten:

Selbstbewusst verhandeln: Frauen verdienen in Österreich im Schnitt 16,6 Prozent weniger als Männer. Ein Grund dafür ist, dass sie seltener aktiv mehr Gehalt fordern. Wer beim Vorstellungsgespräch oder bei Gehaltsverhandlungen zu bescheiden auftritt, riskiert langfristige finanzielle Nachteile.

Familienplanung strategisch durchdenken: Die Scheidungsrate in Österreich liegt bei rund 36 Prozent. Wer in einer Partnerschaft finanziell abhängig ist, steht im Falle einer Trennung vor großen Problemen. Frauen sollten mit ihren Partnern klare Vereinbarungen treffen, insbesondere in Bezug auf die Altersvorsorge. Mehr Verantwortung von Männern wäre wichtig: Während der Elternzeit oder Teilzeitphase der Frau sollte der Partner aktiv in ihre Altersvorsorge einzahlen.

Finanzbildung als Investition sehen: Wer langfristig finanziell abgesichert sein möchte, muss sein Geld aktiv verwalten. Eine Notfallreserve von zwei bis drei Monatsgehältern ist sinnvoll, sollte aber nicht auf einem Girokonto bleiben, da Inflation die Kaufkraft mindert. Langfristige Vermögensplanung führt kaum an Wertpapierinvestitionen vorbei. Wer sich unsicher fühlt, sollte professionelle Beratung in Anspruch nehmen.

Fazit: Mehr Eigeninitiative gefordert

Frauen haben das Potenzial, finanziell unabhängig zu sein – doch viele nutzen es nicht. Um das zu ändern, sind gezielte Investitionen in Wissen und Selbstvertrauen entscheidend. Finanzielle Bildung, frühe Vorsorge und ein strategischer Umgang mit Geld können langfristige Nachteile ausgleichen. Der erste Schritt: Mut zur Entscheidung.