Wie kann man Geld richtig anlegen?

Erschienen im Standard, im Jänner 2025
Wie Fakten und Gefühle zu einer erfolgreichen Anlagestrategie führen – Tipps für nachhaltigen Vermögensaufbau und finanzielle Sicherheit

Im Gastblog erklärt Vermögensverwalter Bernhard Führer, wie eine kluge Anlagestrategie entwickelt wird, die sowohl rationale Überlegungen als auch individuelle Bedürfnisse berücksichtigt. Dabei zeigt er, wie Wachstumsmechanismen, Diversifikation und emotionale Aspekte zum nachhaltigen finanziellen Erfolg beitragen können.

Niemand ist gezwungen, eine gesamte Erbschaft oder all seine Ersparnisse all seine Ersparnisse auf einmal zu investieren – insbesondere dann, wenn dabei ein ungutes Gefühl entsteht. Sollte man den Großteil seines Vermögens in aktive Fonds oder passive Fonds stecken, nur weil das aktuell überall empfohlen wird? Oder einem Aktienfonds vertrauen, nur weil der Berater dazu rät? Für viele fühlt sich das intuitiv nicht richtig an und sorgt für Unbehagen.

Die richtige Anlagestrategie: Eine Balance zwischen Fakten und Gefühlen

Natürlich ist den meisten rational klar: Wer sein Geld lediglich auf dem Girokonto liegen lässt, riskiert, dass sich der Traum von einem soliden finanziellen Polster für den Ruhestand, ein Eigenheim oder andere Ziele nicht verwirklichen lässt. Doch wie soll man die richtige Anlagestrategie wählen, wenn das eigene Wissen über Finanzmärkte begrenzt ist? Kann man sich allein auf ein vages Bauchgefühl verlassen, das mal von der einen Option abrät und mal vorsichtig zu einer anderen tendiert? Durch meine Erfahrungswerte in der Vermögens- und Ruhestandsplanung kenne ich diese Unsicherheiten gut. Seit Jahren führe ich Gespräche mit Menschen, die auf der Suche nach der passenden Anlagestrategie sind. Dabei sind nicht nur Fakten, sondern auch die emotionale Komponente zu berücksichtigen, die bei solchen Entscheidungen eine Rolle spielt. Entscheidend ist, die individuelle Risikobereitschaft eines Kunden zu verstehen. Wenn jemand betont, wie mühsam er sein Geld verdient hat und bereits kleinere Verluste – etwa durch kurzfristige Kursschwankungen – starkes Unbehagen auslösen, weist das auf eine geringe Risikobereitschaft hin.

Andere Menschen sehen Schwankungen an den Märkten gelassener. Sie verspüren nicht den Drang, täglich oder wöchentlich die Entwicklungen ihres Portfolios zu kontrollieren. Es reicht ihnen völlig, einmal im Quartal oder sogar nur einmal jährlich einen Blick darauf zu werfen. In solchen Fällen ist die Risikobereitschaft in der Regel deutlich höher einzuschätzen. Eine kluge Anlagestrategie berücksichtigt sowohl rationale Faktoren als auch persönliche Gefühle. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen dem, was finanziell sinnvoll ist, und dem, was sich für den Einzelnen richtig anfühlt. Nur so kann man eine Anlagestrategie entwickeln, die nicht nur auf dem Papier funktioniert, sondern auch im realen Leben Bestand hat. Was gibt es dabei zu beachten?

Wie Vermögen gezielt und effektiv aufbauen

Das Ziel einer erfolgreichen Vermögensanlage ist es, finanzielle Sicherheit und ein stabiles Wachstum zu gewährleisten. Doch wie gelingt es, eine effiziente Strategie umzusetzen?

Strategische Vermögensverteilung

Ein zentraler Aspekt des Vermögensaufbaus ist die kluge Aufteilung der Investitionen. Durch die Berücksichtigung verschiedener Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien lässt sich das Risiko breit streuen. Das Ziel ist, die Auswirkungen von Verlusten in einem Bereich durch Gewinne in einem anderen zu minimieren.

Beispiel: Statt nur in einzelne Technologieunternehmen zu investieren, könnten Sie Finanzinstrumente wählen, der sowohl verschiedene Branchen als auch geografische Regionen abdeckt. So wird das Risiko reduziert, von Schwankungen eines einzelnen Marktes stark betroffen zu sein.

Nutzen Sie Wachstumsmechanismen wie den Zinseszins

Der Zinseszins gilt als eine der effektivsten Möglichkeiten, Vermögen langfristig zu vermehren. Durch das Reinvestieren von Erträgen wird der Wachstumsprozess verstärkt, da diese Erträge wiederum neue Gewinne generieren.

Beispiel: Eine Einlage von 10.000 Euro kann bei einer jährlichen Rendite von 8 % in 20 Jahren auf rund 46.600 Euro anwachsen. Nach 40 Jahren wären es mehr als 217.000 Euro. Albert Einstein bemerkte einmal, dass der Zinseszins das achte Weltwunder sei.

Klare Zielsetzung und regelmäßiges Engagement

Eine konsequente und kontinuierliche Strategie ist entscheidend, um finanziellen Erfolg zu sichern. Regelmäßige Beiträge zu Ihren Investments – auch kleine Beträge – können langfristig einen erheblichen Unterschied machen.

Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sparen monatlich 300 Euro und erzielen eine Rendite von 8 %. Nach 20 Jahren hätten Sie ungefähr 218.000 Euro aufgebaut, und nach 40 Jahren wären es über 1,18 Millionen Euro. Diese Zahlen zeigen die Kraft von Regelmäßigkeit und Disziplin.

Effizienz durch geringe Kosten

Hohe Kosten können die Rendite erheblich beeinträchtigen. Eine sorgfältige Auswahl kosteneffizienter Anlageprodukte wie ETFs (Exchange Traded Funds) ist daher essenziell. Finanzinstitute und Banken bieten diese jedoch aufgrund geringerer Margen häufig nicht an, wenngleich diese dennoch bessere Renditen für Anleger erbringen.

Tipp: Während aktiv verwaltete Fonds häufig hohe Verwaltungsgebühren aufweisen, bieten ETFs oft eine kostengünstigere Alternative. Sie profitieren von einem breiten Marktengagement bei minimalen Kosten, was sich langfristig auszahlt.

Psychologie im Griff behalten

Emotionen wie Angst oder Gier können zu impulsiven Entscheidungen führen, die Ihre finanzielle Planung negativ beeinflussen. Kurzfristige Schwankungen sollten nicht Ihr langfristiges Ziel aus der Bahn werfen.

Empfehlung: Definieren Sie im Voraus eine Strategie und halten Sie sich daran, unabhängig von aktuellen Marktentwicklungen. Ein disziplinierter Ansatz hilft Ihnen, überstürzte Reaktionen zu vermeiden und langfristig bessere Ergebnisse zu erzielen.

Inflationsschutz als Priorität

Die Inflation ist ein stiller Feind des Vermögensaufbaus, da sie die Kaufkraft Ihres Geldes kontinuierlich mindert. Daher ist es wichtig, Anlagen zu wählen, die langfristig eine höhere Rendite als die Inflationsrate bieten.

Beispiel: Ohne Rendite würden 10.000 Euro bei einer jährlichen Inflationsrate von 3 % nach 40 Jahren nur noch eine Kaufkraft von etwa 3.000 Euro haben. Mit Investments in produktive Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien können Sie diesen Effekt abfedern.

Ein durchdachter Ansatz zahlt sich aus

Erfolgreicher Vermögensaufbau erfordert mehr als nur Finanzwissen – er verbindet rationale Anlageentscheidungen mit der persönlichen emotionalen Tragfähigkeit. Die Praxis zeigt: Private Anleger schöpfen ihr Renditepotenzial häufig nicht aus. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer ausgewogenen Strategie, die sowohl auf klaren Zielen und strategischer Diversifikation als auch auf der individuellen Risikobereitschaft basiert.

Eine kluge Anlagestrategie verbindet rationale Überlegungen mit individuellen Bedürfnissen. Sie funktioniert nicht nur in der Theorie, sondern hält auch den Herausforderungen des realen Lebens stand.

Durch die gezielte Nutzung von Wachstumsmechanismen, die Minimierung von Kosten und die Einbindung emotionaler Aspekte schaffen Sie die Basis für nachhaltigen Erfolg. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen Ihrer Strategie helfen Ihnen, Ihre finanziellen Ziele sicher zu erreichen und langfristig auf Kurs zu bleiben. (Bernhard Führer, 31.12.2024)

Bernhard Führer ist Gründer und Leiter der unabhängigen Vermögensplanungsgesellschaft Strategy & Plan sowie der Vermögensverwaltung TKA Funds, Autor, Dozent und Betriebswirt. Der Artikel erscheint ebenfalls auf seinem Corporate-Blog “Daily Economist”.

Quellen

Daske, Stefan (2002). Winner-Loser-Effekte am deutschen Aktienmarkt

Führer, B. (2021). Später in Pension mit finanziellen Anreizen?, Standard

Führer, B. (2021). Unser Verhalten und wie es die Geldanlage beeinflusst, Standard

Weitere Anmerkungen

Die steuerlichen Auswirkungen bleiben in den Berechnungen unberücksichtigt, da sie je nach individueller Situation stark variieren können.

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